Disappointment

Bevor wir den Anker vor Sonnenuntergang lichten, vertreiben wir uns noch die Zeit mit Dinghie picken und Blogeintragungen. Wir setzen Kurs auf die British Virgin Insel Virgin Gorda, von Kolumbus auch als „fette Jungfrau“ bezeichnet, weil ihn die Silhouette der Insel an eine auf dem Rücken liegende Frau erinnerte. Mit ausgebäumter Genua machen wir im Schnitt 5 Knoten Fahrt. Nach Mitternacht lässt der Wind deutlich nach, was uns aber gar nicht so unrecht ist, denn wir wollen, wegen der vielen vorgelagerten Riffe, erst bei Tageslicht ankommen. Um 06:30 setzen wir die Genua wieder voll und laufen um 08:00 in der Bucht Gorda Sound auch als „Sailors Heaven“ bezeichnet, ein. Hier finden wir jedoch keinen einzigen geschützten Ankerplatz und der Wind pfeift uns bis zu 35 Knoten um die Ohren.

Eigentlich wollen wir nur ein halbwegs ruhiges Plätzchen, damit wir endlich schlafen können. Wir versuchen unser Glück auf der nächsten BVI Insel – Tortola. Hier ist es nicht anders, aber wir sind hundemüde und legen uns an eine Boje in der Trellis Bay, da kein Platz zum Ankern vorhanden ist. Kaum haben wir festgemacht, kommt auch schon jemand zum abkassieren. 30 USD + 5 USD extra für den Müll…ja wenn das mal keine Abzocke ist. Inmitten der Bucht befindet sich eine Miniinsel mit den Überresten eines Restaurants, welches leider seit dem letzten Hurrican Geschichte ist.

Wir verzichten auf`s einklarieren und setzen am nächsten Morgen Kurs auf die U.S. Virgin Islands. Unsere Wahl fällt auf St. Thomas, wo wir nach unzähligen Regenschauern in Charlotte Amalie, der Hauptstadt, ankommen. Ein turbulentes Touristenzentrum mit dem faszinierenden Flair einer dreihundertachtzigjährigen Geschichte, mit Abschnitten aus der Piraten- und Sklavenzeit, dänischer Kolonialgeschichte und sonstigen Eroberungen. Es wird eine Menge Geld in den Bau einer neuen Strandpromenade investiert, aber ansonsten leben die Menschen hier in eher ärmlichen Verhältnissen.

In der riesigen Bucht dauert es eine Weile bis wir ein geeignetes Plätzchen finden, denn wieder mal bläst der Wind uns kräftig um die Ohren. Nach dem aufklaren des Schiffes machen wir uns sofort auf den Weg zum Einklarieren. Wir nehmen uns einen offenen Safaribus, diese verkehren nur im Stadtbereich und kosten pro Fahrt 1 USD.

Am Ferrydock, der offiziellen Einklarierungsstelle, erfahren wir dass die Behörden die nächsten drei Tage geschlossen haben und wir nur in der Redhock Bay einklarieren könnten. Diese liegt aber nicht auf unserer Route und so verzichten wir eben auch hier auf das Einklarieren. Wir fahren in den nahegelegenen Supermarkt und decken uns nochmals ordentlich mit Wasser und Lebensmitteln ein.

Sonntagmorgen 07:00 wecken uns die einfahrenden Kreuzfahrtschiffe und es hält uns nichts mehr hier. Um 08:00 gehen wir Anker auf gegen Westen. Wir segeln mit Butterfly bei moderaten Winden und ergattern endlich mal wieder, nach drei Wochen, einen Liegeplatz in einer Marina in Puerto Rico.

Die Marineros sind sehr hilfsbereit und bringen den Skipper in das Marineoffice zum Einklarieren. Ich muss an Bord bleiben bis alle Formalitäten erledigt sind. Nach ca. 1,5 Stunden kommen dann drei, in schwarz gekleidete, bewaffnete Männer (Customs and Border Protection),….ich muss meine Sonnenbrille abnehmen, sie kontrollieren unsere Pässe, unser Visum und fragen ob wir Lebensmittel, insbesondere Frischfleisch an Bord haben. Nach ca. einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und wir sind offiziell im Land, angereist aus Anguilla. Wir packen die Lebensmittel aus dem Versteck und genehmigen uns erst mal ein Bierchen.


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