Unbeständig

…wankelmütig und launisch, so würde man das Wetter derzeit im Mittelmeer beschreiben. Es gibt aber auch Vorteile, z.B. dass es nicht mehr so heiß ist und man überall leicht ein Plätzchen findet, sei es in der Bucht vor Anker oder in einer Marina.

Genug vom Hafenleben, der Sturm ist vorüber, unser Freund hat die Heimreise angetreten, zieht es uns weiter in die nächste Ankerbucht. Wir verlassen die MOYS Marina in Olbia und segeln hart am Wind, Richtung Osten, in die etwa 10 Seemeilen entfernte Cala Girgolu. Tags darauf in die gegenüberliegende Bucht am Capo Coda Cavallo, welche einen besseren Schutz für die Nacht bietet. Hier liegen wir mit einem zweiten Segler alleine und dürfen wieder einmal einen traumhaften Sonnenuntergang erleben.

Noch wissen wir nicht ob wir es ans Festland schaffen und beschließen daher erstmals nach Santa Maria Navarese zu gehen. Da die Ostseite Sardiniens wenig Schutz bietet, machen wir einen Zwischenstop in La Caletta. Dort darf man an der Mole für 24 Stunden kostenfrei längseits liegen. Wir ergattern den letzten freien Platz. Die Stadt kann gar nichts, aber in der Nähe des Campingplatzes, gibt es einen netten Turm und eine authentische Hafenkneipe mit erschwinglichen Preisen. Die Hafenmole wurde in den letzten Jahren mit Keramik- und Malarbeiten neu gestaltet, die Fertigstellung wird noch dauern.

Wieder einmal bestätigt sich die Windprognose nicht und statt den vorausgesagten 10-15 Knoten Raum, wird es eine siebenstündige Motorpartie nach Baunei. Den Liegeplatz für zwei Nächte, über Navily gebucht, machen wir am späten Nachmittag nach acht Stunden und 40 nautischen Meilen in Santa Maria Navarese fest. Die Marina Baunei ist uns gut bekannt, sind wir hier doch 2017 für zehn Monate, zu einem äußerst günstigen Preis, über den Winter an Land gelegen. In der Nebensaison bezahlen wir für unsere Schiffsgröße 39 Euro, für top ausgestattete und saubere Sanitäranlagen.

Mein Captain fängt den ersten Thuna in dieser Saison. Nach einem Mittagsschläfchen, ja lange Fahrten machen müde, wird dieser Prachtbursche filetiert und gebraten und zusammen mit Bruschetta Mozarella Anchovies am Abend, zu einem Glas trockenem Weißwein serviert. In dieser Marina haben wir 2017 Brigitte und Erich aus Oberösterreich kennengelernt und noch heute sind wir in Freundschaft verbunden. Diesesmal sind es Babs und Bernhard aus Wien, sie liegen mit ihrer Amel „Feeling Lost“, neben uns. Wir tauschen Emailadressen und Mobilnummern aus und ich habe das Gefühl, auch wir werden uns nicht so schnell aus den Augen verlieren.

Am Freitag den 23.09 heißt es früh aus den Federn, haben wir doch an die 60 Seemeilen vor uns. Wir verabschieden uns von Bernhard und Babs, sie gehen nach La Galetta und für uns geht es Richtung Süden. Während Windy, Wind zwischen 10 und 15 Knoten voraussagt sind es bei Passage weather nicht mehr wie 5 Knoten.

Petrus, der Schutzpatron der Fischer, ist uns gnädig. Für alle Segler und Schleppleinenangler, welche auch in diesem Revier unterwegs sind, dieser Köder hat uns zweimal Glück gebracht.

Gott sei Dank ist aber die Strömung und die Welle mit uns und so schafffen wir es, nach 11 Stunden und 58,9 nautischen Meilen bis Villasimius. Kurz vor Sonnenuntergang fällt der Anker, der Fisch wird ausgenommen und filetiert und findet seinen Platz als Tatar am Teller.

Am Morgen weckt uns ruppiger Wind und Schwell, wir gehen Anker auf und recherieren wegen einer geschützten Bucht. Für kommende Woche, ist ein Liegeplatz in Cagliari, für drei Nächte reserviert, diesen werden wir aber schon jetzt in Anspruch nehmen. Wir segeln mit gerefften Groß und Vorsegel bei 5 Bft und hoher Welle. Um 13:30 machen wir in der Marina del Sol in Cagliari am Schwimmsteg fest.

Im geschützten Hafen wettern wir den nächsten Starkregen und das Gewitter ab. Den darauffolgenden Sonnenschein nutzen wir, um die Stadt zu besichtigen.

Cagliari ist die größte Stadt und gleichzeitig Hauptstadt Sardiniens. Unsere Marina liegt etwas außerhalb und so schaffen wir an diesem Sonntag, 16000 Schritte. Seit unserem letzten Besuch hier, im Jahr 2016, ist uns aufgefallen, dass sehr viel Müll herumliegt. Auch muss man in der Marina den Müll getrennt abgeben und 0,60 Cent für 1 kg Müll bezahlen. Alle öffentlichen Müllcontainer sind versperrt und nur mit Schlüssel oder Karte zugänglich. Neben den Containern stapeln sich die Müllberge, auch nicht gerade die Lösung.

Werden die Zeit hier in Cagliari nutzen, um Einkäufe, sei es an Lebensmittel oder Schiffsausrüstung zu tätigen und auf den perfekten Wind für die Überfahrt nach Sizilien zu warten. Zeit haben wir, ja Gott sei Dank, genug.


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