Völlig daneben

Nach ausführlicher Wetterrecherche, planen wir  für Mittwoch den 28.09. die Überfahrt nach Sizilien. Unsere dänischen Freunde, auf der SY Aura, welche 3 Tage an unserer Backbordseite lagen, sind mit von der Partie. Wir füllen noch rasch unsere Lebensmittelvorräte auf, löhnen 150,-€ für 4 Nächte in der Marina del Sol und starten um kurz vor 10:00 den Motor.

Bei moderaten Winden, setzen wir Kurs auf Marretimo. Am Nachmittag nimmt der Wind stark zu, was an sich nicht das Problem wäre, auch die Wellen nehmen an Größe zu und sind jedoch sehr kurz. Wir brechen ab und verhohlen uns zurück nach Sardinien in die Ankerbucht Porto Giunco. Kurze Zeit später erhalten wir einen Anruf von der SY Auro, auch sie kehren um und liegen kurze Zeit später, gemeinsam mit uns und einem Schweizer Segler in der Bucht. Wir treffen uns noch auf ein gutes Gläschen und tauschen Seglergeschichten aus.

Am darauffolgenden Morgen und nach weiterem Wetterstudium in Windy und Passage Weather, wagen wir einen weiteren Versuch. Die Crew der SY Aura nimmt Kurs auf Palermo, wir tun gleiches. Im Laufe des Tages und nach einem Gewitter dreht der Wind und wir können den Kurs nicht halten. Wir entscheiden uns für unsere erste Option, die Insel Marretimo im Südwesten von Sizilien. Wir retten uns über die Nacht mit kleinen Segeln und wenig Speed, da der Wind und die Welle aus der falschen Richtung kommen.

Bei Sonnenaufgang um 07:10 frischt der Wind auf 8-9 Bft auf. Die See hat mittlerweile Wellenberge bis zu 4 Meter. Ab 08:30 steht nur mehr Markus am Ruder, eine Stunde später wird der Motor zur Unterstützung gestartet. Wir versuchen nun Kurs auf San Vito delo Capo zu nehmen. Mit 1200 Umdrehungen und gerefften Segeln kämpfen wir gegen die Wellen an. Kaum sieht man blauen Himmel ist auch schon das nächste dunkle Wolkenband da und bringt kräftigen Wind. Über Funk hören wir alle 15 Minuten die Warnungen über den Sturm, der uns bereits fest in seiner Hand hat. Nach 7 Stunden und im Lee von Sizilien ist der Spuk dann endlich vorbei.

Die Wellenberge werden kleiner, wir geben die Segel voll und schalten den Motor ab. Der Autopilot übernimmt nun das Steuern. Vor uns sehen wir eine riesige schwarze Wand, es scheint das ganz Sizilien in Wolken gepackt ist. Am späten Nachmittag, vor Einbruch der Dunkelheit, gehen auch noch heftige Gewitter und Starkregen nieder. Zusätzlich müssen wir noch auf die Reusen der Fischer achten, welche auf der gesamten Strecke ausgelegt sind. Neben uns gehen zahlreiche Blitze ins Wasser, lassen uns Gott sei Dank verschont, jedoch sind wir bis auf die Knochen durchnässt und durchgefroren. Footloose hat auch einiges an Salzwasser abbekommen, welches jedoch durch den Regen zur Gänze abgespült wurde.

Bei Ankunft in der großen Ankerbucht San Vito, zeigen sich bereits starke Übermüdungserscheinungen und wir laufen auf eine Sandbank vor der Marina auf. Sie ist mit 2 Bojen markiert, welche man in der Nacht aber nicht sieht. Markus merkt es jedoch sofort und legt den Retourgang ein und sind auch schon wieder frei. Nach dem Schreck, verzichten wir auf den Luxus Marina und werfen den Anker zwischen einem Katamaran und einem anderen Segler. Um 22:15 wird der Motor abgestellt, nach einem Ichnusa non Filtrata mit kalter Jause, hängen wir die nassen Kleidungsstücke in den Motorraum und fallen nach zwei Tagen Schlafentzug ins Bett. Am nächsten Morgen werden wir mit diesem Ausblick belohnt.

Auch unsere Freunde von der SY Aura hat es nach einer Horrorfahrt hierher verschlagen. Sie liegen in der Marina und planen noch einen Zwischenstop auf ihrer Fahrt nach Griechenland in Palermo ein. Da wir noch nie in Palermo mit unserer Footloose lagen, ist dies auch eine Option für uns. Aber vorerst ruhen wir uns noch ein wenig aus an diesem schönen Ort.

Der Name des Ortes leittet sich vom Märtyrer San Vito ab. Das heutige Heiligtum (ital. Santuario) hat im Laufe der Jahrhunderte einige Umbauten durchlaufen. Der erste Bau war eine kleine Kapelle, diese wurde Ende des 15. Jahrhunderts zu einer Festung ausgebaut, welche den Pilgern Schutz bot. Die Gemeinde ist heute ein beliebter Badeort.


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