Der Kreis schließt sich

Am Dienstag den 13. Juni verlassen wir den Dodekanes, gehen um 6 Uhr Anker auf in der ruhigen Kampi Bucht von Fournoi. Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst, welch Wind- und Wellenverhältnisse uns erwarten, hätten wir noch einen Tag zugewartet.

Nach einem wilden Ritt über 52 Seemeilen, mit 8 Bft am Wind und hohen Wellenbergen, fällt der Anker bei 35 Knoten Wind, in Kalo Livadi. Und dies soll sich auch bis in die späten Nachtstunden nicht bessern. Footloose hat wieder mal ordentlich Salz abgekriegt und wir beide fallen früh ins Bett. Bei der 10 fachen Kettenlänge können wir trotz des Windes, beruhigt schlafen.

Tags darauf, wechseln wir mit gerefften Segeln im halben Wind, auf die Westseite nach Agios Ioannis Diakoftis. Beim Ankern bläst der Wind wieder kräftig mit bis zu 30 Knoten in den Böen. Beim Ankerschnorcheln stellen wir fest, dass sich der Anker unter einer Felsplatte festgehakt hat. Würde der Wind die Richtung ändern, hätten wir hier keinen Halt. Eine Viertelstunde später, liegt der Spade tief vergraben im Sand. Obwohl der Wind einen Landgang zulassen würde, lüstet es uns nicht, an Land zu fahren. Bei Pasta del Mare und einem Gläschen Rose, geniesen wir den Sonnenuntergang an Bord unserer Footloose.

Aus Frankreich erhalten wir die Nachricht, dass unser neues Vorsegel, zum Versand bereit. Nach dem Bezahlen des Restbetrages, mein Hochzeitsgeschenk ;-), wird es ungefähr eine Woche dauern, bis es in Lavrion ankommt.

Wir schreiben den 15. Juni 2023. Unseren vierten Hochzeitstag verbringen wir auf der drittgrößten Kykladeninsel – Tinos. Nur etwa 10.000 Einwohner leben auf der Insel. Ausländische Reisende triffst du hier eher selten. 

Der griechischen Mythologie nach ist Tinos die Insel des Windgottes Aiolos. Auf kaum einem anderen Eiland tobt der Sommerwind Meltemi so heftig wie auf Tinos. Gott sei Dank ist er uns gnädig, das haben wir mit Mykonos schon abgehakt.

Wir legen mit Buganker an die Mole, das Wasser ist für ein Hafenbecken besonders sauber. Der Käptain entdeckt sogar einen Seestern am sandigen Boden. Bei der Ansteuerung sieht man schon von weitem die Wallfahrtskirche Panagia Evangelistria, welche über der Haupstadt Tinos, thront.

Was Lourdes in Frankreich und der Jakobsweg in Spanien, das ist Tinos in Griechenland. Die heilige Panagia soll über heilende Kräfte verfügen. An der Hauptstraße, die schnurgerade zur Kirche hoch führt, ist der Pilgerweg abgetrennt und mit einem Teppich ausgelegt. Die Pilger-Hochsaison herrscht an den heiligen Feiertagen, dann rutscht so mancher Pilger vom Hafen bis zur Kirche auf Knien die Teppichstraße entlang.

50 Marmordörfer, sogenannte »weiße Dörfer« soll es auf der Kykladeninsel geben. Wie helle Farbkleckse wirken sie im Sommer, inmitten einer extrem kargen und durch lange Trockenheit geprägten Landschaft. Einige durften wir auf der Fahrt durch das Land kennenlernen und konnten uns von ihrer Schönheit überzeugen.

Im Dorf des Marmors, Pyrgos, begegnen wir beim Herumschlendern in den heimeligen Gassen aufwändigen Marmorverzierungen an Hauseingängen und detailreichen Statuen.

Überall auf der Insel sind die kunstvollen Taubenhäuser, aus Kalkstein und Schiefer sowie mit beeindruckend verzierten Wänden zu sehen. Unterwegs begegnen wir einem Bauer, dessen Pferd sich gerade an einer Tränke labt.

Von Pyrgos aus nehmen wir die Straße in das nur vier Kilometer entfernte Panormos. Der reizvolle Fischerhafen beherbergt eine Reihe von Tavernen und Fischrestaurants, in die es sich lohnt einzukehren und die mediterrane Atmosphäre zu genießen.

Auf 340 Metern Höhe liegt das gleichnamige Dorf Volax. Es ist eines der ältesten auf der Insel und bekannt für seine Tradition des Korbflechtens aus Weidenzweigen. Besonders interessant, die Schriftzüge, die vor allem die verfallenen und nicht mehr bewohnten Häuser zieren. Zu gern wüssten wir die Bedeutung dafür.

Der Weg nach Volax, erinnert an eine Mondlandschaft. Was wie Einschläge von Meteoriten ausschaut, ist durch geologische Erosion entstanden. Eine einzigartige Landschaft, welche nicht nur auf den Kykladeninseln, sondern weltweit den Namen, Volax trägt. In jedem Fall eine surreale, beeindruckende Landschaft, welche wir so noch nie gesehen haben!

Als zweitgrößte und nördlichste Insel der Kykladen bezaubert Andros durch eine grüne Landschaft und gilt als ein Paradies für Wanderer. Die Architektur der Insel, passt nicht ganz zu den Kykladen und man erwartet die typischen weißen Häuser. Stattdessen dominieren Häuser mit Ziegeldächern, die an ein venezianisches Erbe erinnern.

Für uns heißt es frühmorgens Anker auf, denn der wenige Wind erlaubt uns weiter nördlich zu gehen. Es wird zwar eine Motorfahrt, für Nachmittag sind schon die ersten Gewitter angesagt. Kurz vor unserem Ziel ziehen schon die ersten Gewitterwolken auf und von weitem ist ein dumpfes Grollen zu hören.

Eigentlich haben wir uns schon auf eine Ankerbucht gefreut, jedoch im Regen ist es so bequemer und so machen wir mit Buganker und Achterleinen im Hafen von Batsi fest. Erhitzt gehen wir noch vor dem nahenden Gewitter, Ankerschnorcheln.

Batsi ist das Touristenzentrum der Insel. Das Dorf besteht aus weißen Häusern mit Ziegeldächern, die über einem kleinen Fischerhafen und einer malerischen Küste liegen.

Doch der Anker hält nicht gut. Wir erfahren von unserem Bootsnachbarn, dass der Hafen großteils aus einer Felsplatte mit wenig Sand drauf, besteht. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum so viele Jachten draußen vor Anker liegen. Kurze Zeit später liegen auch wir am Ankerplatz und trotzen Wind und Regen. Am Abend lässt der Wind nach, die Sonne zeigt sich und wir wagen einen Landgang.

Am 19. Juni scheint wieder die Sonne, wir gehen Anker auf, setzen noch in der Bucht unser Großsegel und können nach einer halben Stunde auch den Motor ausschalten. Bei 5-6 Bft und gerefften Segeln, nehmen wir Kurs auf Euböa, beenden damit unseren Streifzug durch die Kykladen und schließen den Kreis.


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