Schneller Strom – schneller Fisch

Um 07:00 gehen wir Anker auf in Scilla, um bei guten Strömungsbedingungen durch die Straße von Messina zu fahren. Bis zu 8 Knoten Fahrt und mehr motoren wir dahin, setzen um 11:00 das Großsegel, doch der Wind kommt gerade so, dass Segeln alleine nicht möglich ist. Um 12:00 ist wie immer Essenzeit an Bord, doch die müssen wir kurzfristig unterbrechen, da die Schnur der Angel ausrauscht. Am Morgen haben wir noch gescherzt über einen Schwertfischfang, um 12:30 ziehen wir ein ca. 80 cm großes Prachtexemplar an Bord.

Schwertfische gehören zu den stärksten und schnellsten Raubfischen unserer Meere. Es gibt aber noch mehr Eigenschaften, die diese Fische einmalig machen. Der Schwertfisch ist ein schneller und geschickter Raubfisch, der sich sowohl nah der Oberfläche aufhält, wie auch bis in die Tiefen von über 800 m abtauchen kann. Bei der Jagd erreicht er eine Geschwindigkeit bis zu 110 km/h und ist somit einer der schnellsten Lebewesen auf unserem Planeten.

Das Durchschnittsgewicht eines erwachsenen Tieres liegt bei 400 kg. Besonders große Exemplare erreichen etwa 650 kg, bei Gesamtkörperlänge von 5 m. Außerdem kann Schwertfischfleisch, durch das Vorhandensein vieler Vitamine und Spurenelemente, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten verbessern, die Funktion aller inneren Organe optimieren und den Körper vor vielen negativen äußeren Faktoren schützen.

In Siracusa wird unser Fang dann mit Genuss verspeist. So frisch kommt Fisch selten auf den Teller. Die Steaks werden einige Stunden vor dem Grillen in eine Sojasaucemarinade gelegt. Dazu gibt es Reis und Gurkensalat. Der Schwertfisch für die Pasta wird vorgekocht und am nächsten Tag zu den frisch gekochten Linguini serviert. Buon appetito!

Die geschäftige Handelsstadt im Südosten Siziliens verdankt ihre Existenz dem Naturhafen Porto Grande. Hier sind wir bestens, vor den angesagten Gewittern der nächsten Tage, geschützt. Der Kern der Altstadt befindet sich auf der 40 ha großen Insel Ortigia. Ein Gewirr von engen Gassen führt zu Kirchen und Palazzi, zu lauschigen Innenhöfen und immer wieder ans blaue Meer. Seitdem es zum Weltkulturerbe erklärt wurde, werden die barocken Fassaden erneuert und Feuchtigkeitsschäden beseitigt.

Die größte Wallfahrtskirche Siziliens, Santuario della Madonna delle Lacrime, ist uns ebenfalls einen Besuch wert. Am 29. August 1953 begann ein Gipsbild im Haus eines Bauern Tränen zu vergießen. Die Nachricht über dieses Wunder verbreitete sich schnell und erstmals pilgerten Hunderttausende von Gläubigen nach Syrakus, um ein Madonnenbild zu sehen. Nach drei Tagen veranlasste die Kurie, dass von den Tränen eine Probe genommen wurde. Der Tränenfluss stoppte. Die Analyse ergab eine ähnliche Zusammensetzung wie menschliche Tränen. Der Bischof von Palermo erklärte die Tränen für echt und es wurde ein Wallfahrtsort geplant.

Der Bau begann im Jahre 1966. Es musste erst geprüft werden, ob archäologische Funde auf dem Baugelände vorhanden sind. Es wurde ein antikes Wohngebiet aus dem 6. Jahrhundert gefunden und ein Stück einer Straße ausgegraben. Zuerst wurde die Krypta erbaut. Hier wird das Wunderbild ausgestellt. Die Kirche wurde 1994 fertiggestellt und durch Papst Johannes Paul II geweiht. Beachtlich ist, dass der Bau aus Spannbeton gefertigt wurde. Damit setzt er sich deutlich gegenüber den anderen Kirchen in der Stadt ab. Auch im Inneren ist die eher karge Einrichtung ein deutlicher Widerspruch zu den anderen Gotteshäusern in der Region.

Während unserer sechs Tage Aufenthalt in Siracusa, sahen wir zahlreiche Kreuzfahrtschiffe kommen und gehen, aber auch das eine oder andere Gewitter mit Starkregen und wunderschöne Abendstimmungen.

Die Zeit des Abschieds naht, unser Winterquartier in Ragusa wartet. Die 65 Seemeilen bis dahin unterbrechen wir in Marzamemi. In einer der Marinas, reservieren wir vorab einen Liegeplatz und verlassen am Freitag den 14.10.2022 unseren liebgewonnenen Platz in Siracusa um kurz nach 14:00, jetzt natürlich bei 20 Knoten, in der Marina di Marzamemi, festzumachen.

Im Ortszentrum des ehemaligen Fischerdorfes steht eine alte Tonnara (Thunfischfabrik), eine alte und eine neue Kirche, die beide dem Schutzpatron Franz von Assisi geweiht sind sowie der Palazzo del Principe di Villadorata, erbaut 1752. Wichtige Einnahmequellen sind der Fischfang und die Fischverarbeitung. Daneben gewinnt der Tourismus an Bedeutung, doch jetzt im Herbst, verirren sich nur mehr wenige Touristen hierher.

Nach 2035 Seemeilen, sind wir auf unserem Winterliegeplatz, in Marina di Ragusa angekommen. Bevor wir unseren Platz zugewiesen bekommen, füllen wir nochmals den Dieseltank, wahrscheinlich das letzte Mal in diesem Jahr.

Am Steg der vielen Winterlieger haben wir leider keinen Platz bekommen und so zahlen wir 500 € mehr und liegen am Prominentensteg ;-).

Nun ist Zeit für Wäsche waschen, Gegend erkunden und Arbeiten am Schiff, welche sich so angesammelt haben. Der erste Eindruck von der Marina und dem Ort ist vielversprechend und so freuen wir uns auf einen milden Winter, viele schöne Wanderungen und Erlebnisse, abseits vom Segeln.

Falls Wetter und Wind passen, könnte sich aber vielleicht doch noch ein Segeltörn nach Malta und Gozo mit Freunden, vor der Winterpause, ausgehen. Dann gibt es noch ein kurzes Update im Blog, ansonsten gehe auch ich in die Winterpause.

Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut. (Augustinus Aurelius)


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