Relaxing is over

Am 10.August ist es soweit, wir gehen Anker auf in Limnos und nehmen Kurs Alonisos. Jeff und Maggi gehen kurze Zeit später Anker auf und sind uns dicht auf den Fersen, müssen jedoch nach der Hafenausfahrt schon wieder kehrt machen – Probleme mit dem Impeller.

Nach einer Stunde Fahrt frischt der Wind auf und wir setzen unsere „Eva“. SY Vasilisya ist wieder ausgelaufen und hat die Verfolgung aufgenommen. Sie ändern jedoch ihren Kurs auf Panagia.

Kyra Panagia manchmal auch Pelagonisi bezeichnet, liegt etwa 8 km nordöstlich von Alonisos. Charakteristisch für die Inseln sind wilde Felsenküsten. Die Insel wurde gemeinsam mit Gioura und Piperi von der griechischen Regierung zum Meeresnaturschutzgebiet erklärt.
Dieses Revier gehört zu den letzten Heimstätten der im Mittelmeer fast ausgestorbenen Mönchsrobben. Es gibt zwei einsame Buchten wo man gegen Bezahlung Ankern und Übernachten darf.

Wir bleiben jedoch auf unserem Kurs und müssen erst nach neun Stunden feinstem Parasailing, „Eva“ abrupt in der Bugkabine verstauen. Die herannahende Costguard macht uns darauf aufmerksam, dass wir uns bereits seit ca. einer Stunde in absoluten Sperrgebiet befinden. Gott sei Dank hat Markus die Angel noch rechtzeitig eingeholt. Mit einer kleinen Notlüge, Probleme mit dem Motor ;-), entkamen wir einer saftigen Strafe.

Dieser fatale Fehler kostet uns aber zwei Stunden, wir erreichen den nördlichsten Teil von Alonisos erst bei Sonnenuntergang und unsere geschützte Ankerbucht ist überbelegt. In der Bucht Milia fällt dann um 22:45 der Anker, das Ankerbier haben wir uns redlich verdient.

Am Morgen weckt uns erstmal Regen, bevor wir in die Nachbarbucht Votsi, wechseln. Dort erwartet uns bereits die Crew der Shuenga. Schön die beiden nach so langer Zeit wiederzusehen. Nach ihrem Landgang kommen die beiden mit vier Langusten zurück mit einer Einladung zum Dinner auf ihrer SY Shuenga.

In Votsi liegt man nicht nur gut geschützt, man erfreut sich auch anderer Annehmlichkeiten. Dies ist unter anderem der morgendliche Sprung ins kühle Nass, ausgedehnte Wanderungen, nette Tavernen und nicht zu vergessen die absolute Stille während der Nacht machen diese Bucht zu einem echten Geheimtipp.

Irgendwann heißt es dann doch immer Abschied nehmen. Am Dienstag den 15.08.2023 gehen wir nach vier gemeinsamen Tagen und einigen Flaschen Prosecco, Anker auf. Matthias ist beim Lösen der Landleinen behilflich, während Stefanie uns, vom Vorschiff aus, zuwinkt.

Eigentlich wollten wir Euböa von außen über Skyros runden,den Windprognosen vertrauend, hätten wir dann allerdings die letzten 45 Meilen 30 Knoten gegen an. Die Entscheidung fällt daher, ein zweites Mal die Brücke in Chalkis zu passieren.

Vorerst legen wir einen Zwischenstopp auf Skiathos ein. In der West Bay legen wir den Anker zwischen Seegrasfeldern in Sand. Bei unserem letzten Besuch am 11.Juli, war diese Ecke ziemlich voll und bedurfte mehrmaliger Ankerversuche, bis er nach einer Stunde weiter östlich fiel.

Am Abend starten wir das Dingi um an den Strand zu fahren und zu Fuß nach Skiathos Stadt zu laufen. Es herrscht reges Treiben, wir essen eine Pita, haben genug vom Trubel und kehren geläutert wieder zurück auf unser Schiff.

Auf dem Weg in unseren Heimathafen suchen wir uns Ankerplätze aus, welche wir noch nicht gesehen haben. Dazu zählen: Ormos Pigadi am Eingang in den Golf von Volos, ein kleines Dorf, welches hauptsächlich vom Tourismus lebt, jedoch nichts im Vergleich zu Skiathos Stadt.

Next Stop – Nisidha Monilia West. Glaubt man Navily, lebt hier angeblich eine Mönchsrobbe.

Mönchsrobben sind die einzige Robbenart, die im Mittelmeer leben. Noch. Heute ist die Mittelmeer Mönchsrobbe eines der am stärksten gefährdeten Tiere der Welt – Hauptbedrohungen sind dabei die Jagd und das Fehlen von Nahrungsressourcen durch Überfischung. Die küstennah lebenden Robben leiden unter der Nähe zum Menschen.

Um den Lebensraum dieser wunderbaren Tiere zu schützen fahren wir am Abend auch nicht an Land, genießen stattdessen den traumhaften Sonnenuntergang. Es sind tagsüber ohnehin genügend Glasbottomboote und andere motorisierte Untertassen unterwegs, denen es herzlich egal ist :-(.

Mit dem Code Zero segeln wir langsam weiter Richtung Süden, wo wir pünktlich um 12:00 in Loutra Gialtron den Anker setzen. Der Hunger treibt uns an Land, wir finden eine typische griechische Taverne und schlagen uns den Bauch mit einer Variation aus Vorspeisen voll.

Die Nacht verläuft ruhig, der Morgen beschert uns wieder einmal einen traumhaften Sonnenaufgang.

Nach der morgendlichen Tasse Lavazza wechseln wir in die Bucht Yialtron. Da im Süden bis zu 30 Knoten vorhergesagt sind, werden wir bis Dienstag verweilen und zwischen den vielen Ankerbuchten wechseln.

Für heute fällt die Entscheidung auf eine Boje im westlichen Zipfel. Der Küste entlang geht es um die Mittagszeit, schnellen Schrittes, für diese Region wurde heute wieder eine Hitzewarnung ausgesprochen. Wir treffen ein junges Paar aus Kärnten, sie befüllen gerade ihre Wasserbehälter bei einer Kirche. Der junge Mann erklärt uns, dass in ganz Griechenland die Kirchen eine Pauschale für Trinkwasser bezahlen und es deshalb gratis sei. Wieder etwas dazu gelernt.

Nach einer Erfrischung machen wir uns wieder auf den Weg zurück. Von der Ferne schaut es irgendwie so aus, als wäre unser Schiff weiter nach hinten gegangen. Wir laufen zum Dingi und haben nochmal Glück gehabt. Footloose liegt jetzt drei Bootslängen näher an Land, Gott sei Dank zeigt der Tiefenmesser immer noch 11 Meter. Nach dem Motto: „Traue keiner Boje, wenn du, den Betonblock nicht sehen kannst!“, das geht hier definitiv nicht, bei 20 m Tiefe und Millionen von Quallen im Wasser, lösen wir die Leinen der Boje und legen uns in die Nordbucht.

Cotylorhiza tuberculata, auch Spiegeleiqualle genannt, hat Ihren natürlichen Lebensraum im Mittelmeer. Normalerweise leben sie knapp unter der Wasseroberfläche, durch die gelbe Erhöhung auf dem Schirm, die aussieht wie ein Dotter wird sie Spiegeleiqualle genannt.

Ihr Nesselgift ist sehr schwach und daher auch harmlos für den Menschen.
Spiegeleiquallen sind eine der wenigen Quallenarten die keine Strömung benötigen um sich fortzubewegen. Sie kann sich tatsächlich komplett selbständig fortbewegen, das findet man sonst nur bei sehr wenigen Quallenarten. Hier verbringen wir, unser letztes Wochenende am Wasser und abgesehen vom lauten Hundegebell nächtens, sehr gechillt.

Heute ist Montag, in einer Woche geht unser Flug nach Hause. Am Vormittag verlegen wir uns nach Loutra Aidipsou. Das Wasser ist frei von Quallen, wir Ankern vor dem Sandstrand und können uns bei 33 Grad im Wasser abkühlen. Pünktlich am Nachmittag frischt der Wind auf, wir stecken noch 10 Meter Kette, so können wir Footloose für ein paar Stunden alleine lassen.

Und wieder dürfen wir einen traumhaften Sonnenuntergang erleben. Sind sehr dankbar für diese vielen wunderbaren Momente.

Auf ein Hoch folgt bekanntlich ein Tief. Am Morgen weckt uns Flugzeuglärm. Footloose ist voll mit Asche. Auf der Insel Euböa sind gestern zwei Waldbrände ausgebrochen. Aber auch in den Metropolregionen Athen und Thessaloniki sind die Feuer außer Kontrolle geraten. Bald können wir auch das Festland nicht mehr sehen und die Luft riecht beißend nach Rauch. Wir bleiben noch, werden am Mittwoch und dann gleich nach Chalkis segeln.

Am späten Nachmittag können wir endlich wieder das Festland ausmachen und auch den Himmel sehen. Zumindest auf Euböa dürften die Feuer unter Kontrolle sein.

Bevor wir nach Süden starten, wird unser Schiff nochmals mit Salzwasser vom Ascheregen befreit. Die Fahrt nach Chalkis gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Der Meltemi bläst nicht konstant und immer wieder fallen Böen bis 30 Knoten ein. Kaum hat man die Genua gerefft, lässt auch der Wind nach, doch sobald man das Vorsegel fiert, ist wieder Starkwind zur Stelle.

In Nea Artaki wüten seit drei Tagen Waldbrände. Nach 37 nautischen Meilen legen wir Footloose längsseits an die Mole in Chalkis und bezahlen für die Durchfahrt. Und da Wasser zur Verfügung ist, füllen wir den Tank halb voll und nutzen die Wartezeit für eine Schiffswäsche mit Süßwasser.

Ab 21:00 sind wir abrufbereit auf Kanal 12, wo wir von der Bordpolizei kurz vor 23:00 verständigt werden, uns für die Brückenpassage vorzubereiten. Maschine wird gestartet, Lichter angemacht und um 23:15 passieren wir die Brücke, diesmal ohne Gegenstrom. Den Anker setzen wir kurze Zeit später in der ausladenden Bucht von Chalkis. Nach einem Anlegerbierchen sind wir dann auch gleich im Bettchen.

Wir schreiben Donnerstag den 24.08.2023, in zwei Tagen kommt Footloose aus dem Wasser. Markus am Anker und ich am Steuer, begeben wir uns auf die vorletzte Fahrt in dieser Segelsaison. Vor dem Wind nehmen wir Kurs auf Eretria, passieren die Euripus High Bridge und setzen erst nach der Durchfahrt die Genua. Vor dem Wind wird es ein gemütliches Downwindsegeln bis zu unserer Ankunft am Ankerplatz.

Eretria liegt schräg gegenüber Chalkoutsi, wo wir an Land gehen werden. Nicht unweit davon, brennt es aktuell auch sehr heftig. Viele Länder Europas haben Löschflugzeuge entsendet und sich an den Löschaktionen beteiligt. Der starke Meltemi macht die Situation nicht leichter, doch er soll in den nächsten Tagen schwächer werden.

Die Sonne ist nur noch ein kleiner Punkt: Weite Teile Griechenlands versinken durch Waldbrände in Rauchschwaden. Nahe Athen soll es besonders schlimm sein. Vor allem Kindern, Älteren und Menschen mit Herz- und Lungenproblemen wird geraten zu Hause zu bleiben und die Fenster zu schließen. Von all dem bekommen wir auf Euböa nicht sehr viel mit, außer dass wir die Löschflugzeuge und Rauchschwaden von der Ferne beobachten.

Wir treffen erste Vorbereitungen, verstauen Dingi und SUP am Vorschiff. Wenn wir erst mal an Land stehen, wäre es schwierig das Beiboot zu bergen.

Uns fallen jetzt schon eine Menge Dinge ein, welche wir vermissen werden, z.B. das Ankerschnorcheln oder das Zirpen der Zikaden.

Da der Wind am Abend schwächer wird, fahren wir unter Motor nach Chalkoutsi und legen uns an die gelbe Boje vom Boatclub, damit wir uns am Morgen die 1,5 Stunden Fahrt ersparen, denn um 07:00 soll Footloose aus dem Wasser kommen. Und noch einmal dürfen wir, in dieser Saison, einen wundervollen Sonnenuntergang am Wasser erleben.

Überpünktlich um 06:54 am 26.08.2023, lösen wir die Leinen von der Boje, in der Ferne zieht gerade ein Gewitter auf und der Wind nimmt zu, also heißt es Gas geben. Die Männer von „Petros Boat Parking“ warten schon, Fotis wirft uns ein Tau zu und im Nu liegt Footloose am Hänger um an Land gezogen zu werden. Auf die letzte Fahrt zu ihrem Liegeplatz, wird sie mit einem alten Landrover gezogen.

Nach 15 Minuten liegt Footloose an ihrem Platz, wo sie für die nächsten 10 Monate auf uns warten wird.

Die kommenden zwei Tage verbringen wir mit Reinigungsarbeiten, Wäsche waschen, Segel abschlagen, Taue waschen und verstauen usw., es wird uns nicht fad. Gott sei Dank zeigt sich am Samstag die Sonne nur selten. Wir geben eine neue Sprayhood und ein Bimini in Auftrag. Die Polsterung im Salon und in den beiden Kabinen wird ebenfalls nach 24 Jahren erneuert. Falls dann noch Bares übrig ist, wird auch noch das Großsegel neu angeschafft, zu diesem Zwecke, werden nach dem Abschlagen die Maße genommen, bevor es in den Segelsack verschwindet.

Mit dem Liegeplatz haben wir, zumindest ist das unser erster Eindruck, echt Glück gehabt. „Petros Boat Parking“ ist über Jahre ausgebucht mit vielen Dauerliegern, die immer wieder kommen. Sauberkeit und Hilfsbereitschaft stehen an erster Stelle, wir haben das Gefühl in einer großen Familie angekommen zu sein.

Von Almerimar in Spanien, über die Balearen in den Golf de Lion, weiter nach Korsika und Sardinien verbrachten wir den Winter in Sizilien. Ende März lösten wir die Leinen für unsere Überfahrt nach Griechenland. Von den ionischen Inseln, der Peloponnes, über die großen und kleinen Kykladen bis Santorin ging es Mitte Mai wieder nordwärts. Die Hauptinseln des Dodekanes, Mykonos und Tinos bis in den Golf von Euböa. Durch die Brücke von Chalkis in den Golf von Volos und zu den Nordsporaden. Und da uns noch Zeit blieb, kamen auch Chalkidiki, Thassos und Limnos mit ins Gepäck. So loggten wir in 253 Tagen, 4261 nautische Meilen.

Eine aufregende Segelsaison neigt sich dem Ende, mit netten Begegnungen, neuen und wiedergewonnenen Freundschaften, vielen Erlebnissen und Eindrücken. Wir sind sehr dankbar für unsere Beziehung und die schönen Stunden, welche wir gemeinsam erleben durften.

„Immer ist die wichtigste Stunde die Gegenwärtige, immer ist der wichtigste Mensch, der, der dir gerade gegenüber steht, immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“

(Meister Eckhart)


2 Gedanken zu “Relaxing is over

  1. Ihr Lieben, So schön geschrieben, so ein anrührendes Resümee!
    Bis ganz bald! Passt auf euch auf an Land!
    Stefanie und Matthias von der SY Shuenga

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